24. September 2019
Pacific Garbage Screening e.V. setzt sich für plastikfreie Meere und Gewässer ein. Mittels eines Verbunds kleiner Plattformen soll Plastikmüll bereits in Flüssen abgefangen werden, damit er gar nicht erst ins Meer gelangen kann. Zur Entwicklung der Plattformen nutzt der Verein das Camp der Innovation Factory in der Karl-Friedrich-Straße. Dr. Tilman Flöhr berichtet über die Arbeit im Camp und auf dem RWTH Aachen Campus.
Sie haben mit Pacific Garbage Screening einige Wochen das Camp der Innovation Factory in der Karl-Friedrich-Straße genutzt. Woran haben Sie dort gearbeitet?
Für uns ging es im Camp primär um die Planung und den Bau eines Primotypen unseres neuen Plattformsystems für Flüsse. Bei den ersten Tests unserer Primotypen in der KFS haben wir kleinskalige Module herstellen und zusammenführen können. Diese wurden anschließend von uns direkt vor Ort unter Wasser auf Dichtigkeit und Funktionalität geprüft. Langfristig verfolgen wir mit unserer Technologie das Ziel, Kunststoff ohne Energieaufwand aus Gewässern zu sammeln.
Wie haben Sie die Ressourcen der Räumlichkeiten des Camps dabei anwenden können?
Im Camp nutzten wir den Kreativbereich zum Entwickeln neuer Ideen und deren Ausarbeitung. Dieser Bereich ist gut ausgestattet, um Ideen zu visualisieren und zu diskutieren, bietet durch Rückzugsmöglichkeiten aber auch die Möglichkeit, Ideen zu durchdenken. Durch die hochwertige technische Ausstattung mit den Werkbänken und Maschinen konnten wir Ideen direkt nachbauen und in Testszenarien auf Tauglichkeit prüfen. Durch diese agile Vorgehensweise waren wir in der Konzeption sehr reaktionsschnell. Wir konnten kleine Anpassungen direkt vornehmen und die Module des Primotypen so stetig optimieren.
Von welchen anderen Einrichtungen konnten Sie bei Ihrer Arbeit auf dem RWTH Aachen Campus profitieren?
Besonders hilfreich war für uns der Zugang zum Strömungskanal des RWTH-Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Die Arbeit mit dem Primotypen im großen Strömungskanal war nach unseren ersten Tests in Wasserbecken ein wichtiger, weiterer Schritt, bei dem wir relevante Ergebnisse erlangen konnten. Zusätzlich konnten wir auch auf Kompetenzen des vielseitigen Netzwerks zugreifen. Darunter fallen der FIR e.V. an der RWTH Aachen, das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen, die e.GO Mobile AG und die Werkzeugbau Akademie. Durch das Team des WZL und der e.GO Mobile AG erhielten wir beispielsweise praktische Einblicke in die agile Produktentwicklung. Themen wie die Geschäftsmodellentwicklung mittels Business Model Canvas und Design Thinking konnten wir während unserer Zeit im Camp durch den Austausch mit den Experten der Innovation Factory für uns aufgreifen. Zusätzlich waren Produktdesign und funktionale Prototypen zentrale Themen während unserer Zeit auf dem Campus.
Welche Vorteile haben sich für Ihre Arbeit durch das Camp und das Ökosystem RWTH Aachen Campus ergeben?
Bei den Workshops zum Projektmanagement konnten wir mit den Experten vor Ort kommende Sprints definieren und unsere Arbeit strukturieren. Dadurch waren wir sehr agil und effizient. Der wohl größte Vorteil für unsere Arbeit im Camp waren unsere zentralen Ansprechpartner, die sowohl unsere Bedürfnisse und Ideen als auch die vielseitigen Möglichkeiten auf dem RWTH Aachen Campus im Blick hatten und sich individuell auf uns einstellen konnten. Die Kontakte wurden in einem Ansprechpartner bei der Innovation Factory gebündelt und die notwendigen weiteren Expertisen eingeholt. Vom Team der Innovation Factory konnten wir viel lernen, der Austausch war hilfreich: Sie haben mit einem objektiven Blick Prozesse und Ideen hinterfragt und damit Raum für neue kreative Entwicklungen geschaffen.
Wie geht es für Sie und Ihre Plattformen weiter, was sind die nächsten Schritte?
Nach weiteren Tests der aktuellen Primotypen und der Auswertung der Ergebnisse folgt auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse die Planung und Konstruktion der nächsten Primotypen. Darin sollen die verschiedenen Konstruktionen zur Aufkonzentrierung des Plastiks in einem größeren Maßstab getestet werden. Über die in der Innovation Factory erlernte, agile Vorgehensweise wollen wir den Weg zu einem Prototypen verkürzen, um damit auch möglichst schnell in die Feldtests in Europa und Asien starten zu können.
Weitere Informationen zur Arbeit von Pacific Garbage Screening e.V. finden Sie auf der Website von PGS.